Jalda Rebling

Schauspielerin

Chasan – jüdische Kantorin

Maggid – Spezialistin für Jüdische Musik vom Mittelalter bis in die Moderne

Meine Geschichte

Eigentlich wollte ich tanzen, wie meine Mama, die mich dann aber aus der Kinderballett Klasse der Deutschen Staatsoper, geleitet von Lilo Gruber abmeldete:

die Kleene is zu schade für diesen Sch…Beruf.

Dann sollte ich Klavierspielen, nach einem Jahr habe ich mir eine Gitarre als Kompromiss erobert.

Als ich dann mit dem Oktoberklub in Halle auf einer großen Bühne stand und Boudewijn de Groots Adaption von Bob Dylans Mijnheer de President, welterusten….singen wollte zitterten meine Knie.

Jörn F. nahm mir die Gitarre aus der Hand. Endlich hatte ich meine Hände frei.

Nach dem Abitur habe ich Schauspiel studiert, Theater, Film, TV Hörfunk, Synchron gemacht, zwei Kinder geboren.

1975, schwanger mit dem 2. Kind, begann ich hebräische Buchstaben zu malen. Warum? Keine Ahnung. Andere in meiner Generation begannen ebenso sich für ihre kulturellen Wurzeln zu interessieren. Vielleicht hat es mit dem Generationswechsel zu tun?

1978 hatte meine Mama die Idee: wir sollten etwas für Anne Frank machen. Sie war der Frank Familie in Westerbork begegnet und in demselben letzten Zug nach Auschwitz, mit dem selben letzten Zug nach Bergen-Belsen deportiert worden.

1979 zum 50. Geburtstag von Anne Frank las ich aus dem Tagebuch und Lin bestand darauf mit mir zusammen Jiddische Lieder zu singen. Damit schubste sie mich auf meinen eigentlichen Weg.

Ich fand meine Lehrer: Motek Weinryb z„l Eugen Gollomb z„l, Helmut Eschwege z„l , Israil Bercovici z„l und ich fand in Bibliotheken viele Bücher und lernte und las.

Ich traf Hans-Werner Apel und Stefan Maass und es begann eine bis heute kreative Zusammenarbeit. Montserrat Figueras und Hesperion XX wurden unser rolmodel.

Als am 9. Novembr 1988 die beiden Deutschländer um die schickste Gedenkfeier stritten und überall Klezmermusik erklang stellte sich die Frage: was hat Klezmermusik mit diesem sehr deutschen Datum zu tun? Es muss doch auch jüdisch-deutsche Traditionen geben. Die Staatsbibliothek hatte erstaunlich viel Material. Mit der Entdeckung des Universums Juden im Europäisches Mittelalter begann für mich ein neues Abenteuer. Begleitet von Hans-Werner Apel und Stefan Maass an den Lauten.

Warum haben meine Vorfahren ihre Musik nicht aufgeschrieben?

Wie klingt Jüdische Liturgie? Wie klangen die T´hillim die Psalmen im Tempel? In den Synagogen von Worms, Mainz und Speyer? Warum wird Jüdische Geschichte immer nur als Verfolgungsgeschichte erzählt? Warum konnte ich die Freude der Jiddischen Lieder meiner Mama nicht in der Synagoge Rykestrasse finden? Warum sind jüdische Kulturen so vielfältig?

Jüdische Kultur in Deutschland ist doch Deutsche Kultur, spätestens seit Karl dem Großen.

1993 sah ich in den USA zum ersten Mal eine Frau mit einer Tora im Arm und dachte: ja warum nicht?

Der erste egalitäre Minjan in der Synagoge Oranienburger Straße wurde ein sehr kreativer Lern Ort für alle die damals dabei waren. Die Entdeckung der Jüdischen Liturgie und die Suche nach jüdisch-mittelalterlicher Musik führte mich zum Studium im ALEPH Cantorial Program. Hier lernte ich was mich niemand in Deutschland lehren konnte oder wollte Nussach HaT´filla, die traditionelle Jüdische Liturgie, aber ich lernte vor allem die Freude Jüdisch zu sein. Und die geb ich nie wieder auf.